Abschaffung
der Jagd
Dr.
B. schrieb:
Sg. Damen und Herren,
sind wir mal ganz ehrlich, sind da die industriellen Tötungen in den
Schlachthöfen nicht noch viel grausamer wo die armen Schweine und Rinder
hingekarrt werden um dort, gleichsam "sehenden Auges" das
Ende zu erfahren.
Antwort
von Christian Nittmann:
Natürlich ist die industrielle Tötung in den Schlachthöfen
grausam und zutiefst verwerflich. Nicht umsonst sagte schon Leo Tolstoi:
"Solange es Schlachhöfe gibt, wird es Schlachtfelder geben".
Aber nur weil es -auf den ersten Blick - in Schlachthöfen
vielleicht noch grauenhafter zugeht, rechtfertigt es keineswegs die
vielleicht weniger grauenhaften Taten der Grünröcke. Das ist ja so als
wenn einer, der Sie mit dem Messer schwer verletzt hätte, eine Freibrief
bekäme, weil ein Mord an Sie schlimmer gewesen wäre. Was würden
Sie in dieser Situation zu Ihrer Argumentation sagen?
Seien wir mal ganz ehrlich, Ihr Vergleich hinkt gewaltig.
Dr.
B. schrieb:
Der Straßenverkehr ist den Wildtieren gegenüber noch grausamer als es
die im Ziel der Jagd gründende Tötung eines Geschöpfes je sein
könnte.
Antwort
von Christian Nittmann:
Wie kann der Straßenverkehr für ein Wildtier grausamer sein als
bei der Jagd mit voller Tötungsabsicht und lediglich 45%
Totschußtrefferquote von Jägern abgeknallt zu werden? Haben Sie schon
mal einer Treibjagd zugeschaut? Alleine in Österreich werden 1 Million
Wildtiere pro Jahr von den Jägern umgebracht. Rund 100.000 sind laut
Statistik Austria durch Strassenverkehr umgekommen. Das nur zum
Verhältnis.
Wenn der Jäger wenigstens halbwegs treffen würde, wäre das ohnehin
unnötige Tierleid der getroffenen Geschöpfe wenigstens kurz. Leider sind
in rund 55% der Fälle die Tiere nicht sofort tot sondern leiden
elendiglich. Warum gibt es dann sonst die Nachsuche, die ohnehin erst
Stunden oder Tage später von den Jägern vorgenommen wird, was das Leiden
nur verlängert? Viele Wildtiere schleppen sich nach dem Getroffenwerden
panisch aus der Gefahrenzone, stolpern über ihre herausgeschossenen
Gedärme und gehen oft erst Stunden oder Tage später zugrunde etc. etc.
Was ist da am Straßenverkehr grausamer??
Dr.
B. schrieb:
Die Abschaffung der Jagd müsste letztlich zur Konsequenz haben diesen
Bereich der Natur ungenutzt zu lassen, ja letztlich auf jeglichen
Fleischkonsum zu verzichten.
Antwort
von Christian Nittmann:
Ja, da haben Sie recht. Das würde nicht nur den Tieren gut tun
sondern auch unserem Planeten und der Gesundheit der fleischessenden
Bevölkerung.
Dr.
B. schrieb:
Das wirds aber nicht spielen.
Antwort
von Christian Nittmann:
Mit Verlaub, da irren Sie sich. In Österreich sind bereits 2/3 der
Bevölkerung für eine Abschaffung der Hobbyjagd (http://www.abschaffung-der-jagd.at/umfrage.htm).
Dr.
B. schrieb:
Antwort
von Christian Nittmann:
Wenn das wirklich so ist, werden Sie bald selber ein aufrechter Gegner der
Jagd sein.
Mit Antijagdgrüßen aus Österreich
Dr. Christian Nittmann
Initiative zur Abschaffung der Jagd
Dr.
B. schrieb erneut:
Sehr geehrter Herr Dr.
Nittmann,
besten Dank für Ihre promte Rückmeldung. Ihre Argumente verstehe
ich durchaus. Diese sind zu respektieren, wenngleich deren Umsetzunge eine
die Menschheit seit deren Anbeginn begleitende Tätigkeit (der Mensch seit
jeher als Jäger u. Sammler) schlagartig beenden müsste.
Antwort
von Christian Nittmann:
Nun darf man aber nicht vergessen, dass wir nicht mehr in der Steinzeit
leben und wir die Jagd nicht mehr zum Überleben brauchen.
Hier sitzen Sie übrigens der Jägerlüge Nr. 8 auf (http://www.abschaffung-der-jagd.at/unsinn-jaegerluege.htm):
Jägerlüge Nr. 8 "Der Mensch hat schon
immer gejagt"
In der Frühzeit
war der Mensch zunächst Sammler. Erst später wurde er zum Jäger. Die
Abnutzungsmuster auf der Zahnoberfläche der Backenzähne von vielen
Hominiden und Hominoiden zeigen eindeutig, dass diese Vorläufer der
Menschen Pflanzenkost wie Pflanzenfasern, hartschalige Früchte, Nüsse
etc. gegessen haben.
Zudem sind mittlerweile die "entwickelten" Völker der
Notwendigkeit der Jagd zur Nahrungsbeschaffung entwachsen. Die Jagd dient
einer Minderheit bloß als Unterhaltung und wird als Jagdsport bezeichnet.
Mit Sport hat die Jagd nichts zu tun, lediglich mit der Befriedigung der
Lust am Töten.
Dr.
B. schrieb:
Das mit der Jagdausübung Tierschicksale unvermeidbar sind, wird wohl
kaum zu bestreiten sein. Bei den Tierversuchen für die Pharmaindustrie
und den Tiertransporten - "dank" Warenverkehrsfreiheit quer
durch Europa - ist das noch viel ärger.
Antwort
von Christian Nittmann:
Das mag sein, aber bleiben wir doch bei dem Thema Jagd. Um
die anderen Mißstände kümmern sich andere engagierte Menschen.
Dr.
B. schrieb:
Dass in aller Regel ein von den Jägern durch suboptimale Schüsse
verursachten kurzzeitige Leiden doch wohl nicht billegend in
Kauf genommen werden, dürfte auch klar sein.
Als Verkehrsjurist habe sehe ich mich immer wieder mit Verfahren
konfrontiert, wo etwa ein Reh, ein Hase oder auch Fasan angefahren
wird und der wackere Fahrzeuglenker kommt erst drauf dies zu melden, wenn
es um den Versicherungsschutz geht. Die Verletzung der Meldepflicht zieht
ein Verfahren nach § 4 Abs.5 StVO nach sich.
Das ein derart schwer verletztes Reh (und das sind österreichweit
zig-tausende) von der derart verursachten viel längeren
Leidensdauer letztlich auch wieder nur von einem Jäger erlöst werden
kann (muss), sollte doch auch nicht übersehen werden.
Antwort
von Christian Nittmann:
Wie schon in der letzten Mail aufgezeigt: rund 1,1 Millionen Wildtiere
werden jährlich umgebracht, davon 100.000 durch den Strassenverkehr, der
"Rest" von 1 Mio durch das blutige Hobby Jagd. Dass Jäger
den durch Strassenverkehr verletzte Tiere "erlösen"
rechtfertigt doch keineswegs, dass sie 10 Mal soviel ohne
wissenschaftlicher Grundlage vernichten. Zudem werden viele angefahrene
Wildtiere von Jägern kaltblütig abgestochen, obgleich sie bei passender
Pflege überleben könnten. Hierzu bekommen wir immer wieder Berichte.
Dr.
B. schrieb:
Letztendlich bedient sich am Wild auch wieder die Natur durch die Greifvögel
und den Fuchs, was für das unterlegene Geschöpf auch nicht immer
schmerzfrei passiert. Warum sollte daher der Mensch nicht das tun dürfen,
was die Natur letztlich sowieso tut?
Antwort
von Christian Nittmann:
Die Natur weiß zwischen kranken und gesunden Tieren zu
unterscheiden. So ist der - leider extrem bejagte Fuchs -
eigentlich die Polizei des Waldes und ein Nützling. (Genaueres können
Sie nachlesen unter: www.wir-fuechse.de
und www.fuechse.info).
Ein beschossenes Tier verblutet oder erstickt, weshalb der Begriff
"sofort tot" in der Jägersprache auch mit 180 Sek. definiert
ist. Das Wildtier aber erlebt den Tod bei vollem Bewusstsein. Bei
einem von einem Beutegreifer gerissenen Tier tritt eine
Hormonausstoß aus. Dieser aber wird gesteuert durch das natürliche
Verhalten des Beutegreifers. Die Kugel(n) des Jägers lösen diesen Effekt
nicht aus!
Dr.
B. schrieb:
Ihre erklärte Gegnerschaft insbesondere gegen die sogenannte Hobbyjägerei
relativiert dann doch die harten Angriffe Ihres Vereins gegen
die Gesamtheit der Jägerschaft letztendlich.
Solange das Jagdrecht als Ausfluss des Grundeigentums definiert wird, wird
der Nutzung des Wildes mit Verboten wohl nur schwer beizukommen sein.
Antwort
von Christian Nittmann:
Als Grundeigentümer hat man derzeit wohl kaum die Chance zu entscheiden,
ob auf seinem Grund gejagt wird oder nicht, da in Österreich so wie in
Deutschland noch die Zwangsbejagung existiert. 63% der ÖsterreicherInnen
wollen allerdings laut der von uns beauftragten Umfrage selber über
das Eigenjagdrecht entscheiden können. Das Ergebnis spricht Bände.
Sobald die Zwangsbejagung fällt, fällt auch die Jagd in absehbarer Zeit.
Außerdem kann man aus ethischen Gründen wohl kaum von
"Nutzung" reden. Wir haben es ja nich mit Maschinen zu tun
sondern mit leidensfähigen Geschöpfen.
Dr.
B. schrieb:
Aber so wie immer im Leben wird auch hier die Lösung in der Mitte liegen
und die Abschaffung der Jagd in seiner Gesamtheit scheint eher nur schwer
umsetzbar.
Antwort
von Christian Nittmann:
Ja, so wünschen es sich die Jäger. Bei der 14. Landesjägertagung in
Aigen im Ennstal vom Do/Fr dieser Woche zeigt sich jedenfalls ein komplett
anderes Bild. Für viele steht es bereits 5 vor 12 für die Jagd. Das
Image der Jäger ist - verständlicher weise - sehr schlecht. Nachwuchs
ist kaum zu finden. etc. etc.
Andere Länder machen es uns schon vor: Verbot Fuchsjagd in GB, Jagdverbot
in den Niederlanden, seit 30 Jahren weitgehendes Jagdverbot in Kanton
Genf, Jagdverbot in den italienischen Naturparks usw.
Es ist nur eine Frage der Zeit bis die Jagd in Österreich fällt!
Dr.
B. schrieb:
Das sind doch in erster Linie die Grundbesitzer die der Jagd huldigen.
Mit freundlichen Grüßen!
Dr. B., Verkehrsjurist u. Luftfahrtsachverständiger
Antwort
von Christian Nittmann:
Schließlich eine persönliche Frage: Sind Sie Jäger?
Mit Antijagdgrüßen
Dr. Christian Nittmann
Initiative zur Abschaffung der Jagd
Dr.
B. anwortet erneut:
Sehr geehrter Herr Dr.
Nittmann,
abermals herzlichen Dank für Ihre auf sachlicher Ebene vorgetragenen
Argumente. Gleich zu ihrer letzten Frage, ja ich bin Jäger u. Landwirt
und habe auch als richterliches Organ mit Jagdverfahren zu tun.
Dennoch respektiere ich Ihre Argumente insbesondere
auch deshalb - wenngleich ich mich aus meiner persönlichen
Überzeugung den doch sehr radikal anmutenden Sichtweise nicht
anschließen kann - weil Sie offenbar als Vegetarier gegen die
Fleischnutzung an sich eintreten.
Im normalen Jagdbetrieb und insbesondere beim Kugelschuss ist mA ein
Tierleid unter einem Prozentpunkt liegend. Bei einer gut
strukurierten Treibjagd wohl etwas höher, wobei die Jagdhunde
krankgeschossenes Wild in aller Regel durchaus binnen weniger Minuten
zur Strecke bringen.
In diesem Sinne danke ich Ihnen für den offenen Dialog und
verbleibe (nicht mit Weidmannsheil) aber
mit freundlichen Grüßen!
Dr. H. B.
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