Ihre
Homepage
Sehr geehrte Damen und
Herren,
die Meinungsfreiheit lässt es legitim erschienen die Jagd so darzustellen
wie Sie es auf Ihrer Homepage tun. Doch so weit ich die Jagdpraxis als
Landwirt beurteile hat Ihre Darstellung mit der Wirklichkeit wohl wenig zu
tun. Die von Ihnen vertretenen Ansichten sind - so wie alles was radikal
anmutet - abzulehnen. Es entbehrt jeglicher Sachlichkeit und in jeder
Richtung an sozialverträglicher Toleranz. Natürlich gibt es - so wie überall
- negative Begleiterscheinungen, welche es abzustellen gilt. Davon ist
eben die Jagd ebenso betroffen wie auch andere Bereiche des
Wirkens der humanen Gesellschaft. Aber das ist doch die
verschwindende Minderheit. Dies rechtfertigt doch nicht die älteste Tradition
der Menschheit in Frage zu stellen! Oder will man den Menschen das
Recht auf das Grundnahrungsmittel "Fleisch" absprechen?
Man kann weder die Arbeit abschaffen, weil es immer wieder Arbeitsunfälle
gibt; gleiches Trifft auch für den Straßenverkehr zu. Haben Sie
nicht vielleicht auch bedacht, wie viel Leid der Straßenverkehr für die Wildtiere
nach sich zieht? In Wahrheit gibt es keinen artgerechteren Eingriff in die
"Naturnutzung" als dies bei der weidgerechten (!)
Jagdausübung der Fall ist.
Wollten Sie tatsächlich die Jagd abschaffen, glauben Sie wirklich, dass
die Wildtiere dadurch ein artgerechteres Dasein zu erwarten hätten? Hat
nicht primär der Mensch das legitime Recht sich der Natur zu
bedienen? All diese Fragen lassen Sie unbeantwortet.
Es ist daher Ihre Sichtweise als bedeauerlich zu
bezeichnen. Sie entbehrt jeglicher finalen Perspektive.
Mit freundlichen Grüßen!
H. B.
Antwort
von Christian Nittmann:
Sehr geehrter Herr B.,
Sie bringen es ohnehin selber auf den Punkt: Das Leid der Wildtiere. Aus
Ihrer Mail kann man herauslesen, dass Sie neben dem Straßenverkehr auch
die Jagd als Leid bringenden Faktor für die Wildtiere anerkennen. Sie
haben damit vollkommen recht. Es impliziert einerseits, dass die Jagd Leid
und zwar auf grausame, hinterhältige und fatale Art und Weise über die
Tiere bringt und zweitens, dass sie Leid empfinden können. Kann man da
von radikal sprechen, wenn man Tiere in Schutz nimmt, nur weil es sonst
bisher kaum jemand gemacht hat? Wer sonst gibt ihnen eine Stimme?
Ihr Vergleich, dass man die Arbeit abschaffen sollte, weil es Arbeitsunfälle
gibt, hinkt. Hier haben wir es mit einer Tätigkeit zu tun, deren Aufgabe
das grundlose Töten von wehrlosen Geschöpfen ist. Es geht auch nicht
darum die Jagd abzuschaffen, weil es Jagdunfälle gibt. Hier haben Sie uns
falsch verstanden. Die Jagdunfälle zeigen nur auf welch Geisteskinder die
meisten Jäger sind und wie nah das Töten von Menschen an dem von Tieren
liegt, wenn man es gewohnt ist Tiere abzuknallen. Es geht darum die
Jagd abzuschaffen, weil sie anachronistisch ist und es keinen vernünftigen
Grund ihrer Rechtfertigung mehr gibt. Oder sehen Sie sich noch den
Anforderungen der Steinzeit ausgesetzt?
Zum Thema Tradition haben wir gerade in Österreich das klassisches
Beispiel der Abschaffung der Singvogeljagd, dass viele Menschen – und
hier war es zum Glück mittlerweile die überwiegende Mehrheit –
erkennen, dass Tradition oft auf Kosten anderer fühlender Wesen gehen
kann. Oder waren auch Sie dafür, dass man die Vögel monatelang sinnlos
extremen Stresssituationen aussetzt? Übrigens waren auch Menschenopfer
Brauchtum und Tradition.
Sie sind Landwirt. Wenn Sie sich eher zu den „Hörndlbauern“ zählen
als zu „Körndlbauern“ werden Sie es wohl weniger verstehen, dass
Fleisch keineswegs mehr als Grundnahrungsmittel zu bezeichnen ist. Wohl
nur noch als Genussmittel, wenn man die Gefahren berücksichtigt, die man
mit dem Fleischgenuss auf sich nimmt. Hier ein paar Beispiele:
- Ansteckungsgefahr für Kreuzfeld Jakob-Krankheit, die durch den
BSE-Erreger ausgelöst werden kann. Mittlerweile hat man Prionen auch im
Muskelfleisch von Rindern gefunden.
- erhöhtes Risiko für Herzkreislauferkrankungen
- permanente Einnahme von Antibiotika, das den Tieren verabreicht wird. Im
Krankheitsfall hat ggf. das Medikament keine Wirkung mehr
- erhöhtes Krebsrisiko durch Genuss von „rotem“ Fleisch
- erhöhte Einnahme von Umweltschadstoffen, das besonders im Fett der
Tiere angereichert wird
- Mitessen vom Adrelanin der Schlachttiere.
Der weltbekannte russische Schriftsteller Leo Tolstoi sagte schon:
„Solange es Schlachthäuser gibt, wird es Schlachtfelder geben“. Die
Wissenschaft hat bewiesen, dass Fleisch essende Menschen aggressiver sind
als Vegetarier.
Was für ein „Recht“ haben Sie denn auf das „Grundnahrungsmittel“
Fleisch denn? Was für ein Recht hat denn der Mensch anderen Lebewesen das
Leben zu nehmen? Was für ein Recht hat er denn es ihnen zu nehmen - für
ein Stückchen Fleisch? Können Sie Leben geben? Warum wollen Sie es denn
nehmen? Schon mal gehört: „Du sollst nicht töten“? Gibt es hierzu
eine Aussnahme?
Sie haben auch geschrieben: „In Wahrheit gibt es keinen artgerechteren
Eingriff in die "Naturnutzung" als dies bei der
weidgerechten (!) Jagdausübung der Fall ist.“
Eigentlich sollte es heißen: Es gibt gar keinen artgerechten Eingriff in
die „Naturnutzung“.
Wir brauchen kein Fleisch und alle anderen Begründungen der Grünröcke für
ihr Treiben sind Ammenmärchen. Damit wird nur die Lust am Töten vor der
uninformierten Bevölkerung verborgen. Die Natur regelt sich von selber.
Nur der Mensch meint, dass er es mit seinen im Vergleich zur Natur
primitiven Methoden schafft die Natur verbessern zu können. Und natürlich
hätte das Wild eine artgerechtere Möglichkeit zu leben. Die Rehe kämen
wieder aus den Wäldern – tagsüber. Denn sie sind Tagtiere, die sich am
liebsten von Kräutern und Gräsern ernähren und gehen nur durch den
Jagddruck tief in die Wälder. Die Tiere stehen unter Stress und
verursachen den Verbissschaden. Dort wo die Jagd abgeschafft wurde, finden
die Tiere wieder zu ihren natürlichen Gewohnheiten zurück. Lesen aber
doch selber auf unserer Webpage unter „Alternativen zur Jagd“ über
den Nationalpark Gran Paradiso in Italien, wo seit über 80 Jahren nicht
mehr gejagt wird.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Christian Nittmann
Initiative zur Abschaffung der Jagd
Antwort
von Marc Buchtmann:
Sehr geehrter Herr B.,
über den Verteiler hat Ihre E-Mail auch
uns erreicht.
Herr Christian Nittmann hat Ihnen ja bereits eine ausführliche Antwort auf
Ihre Mail gegeben, so dass wir von unserer Seite aus nur gerne noch ein
paar Ergänzungen anhängen würden.
Grundsätzlich haben Sie recht, dass die Jagd früher dem Menschen zur Ernährung
diente. Meist zog der Mann der Familie aus, erbeutete ein Tier (egal
welches) und die Familie lebte Tage oder auch Wochen (je nach Größe des
Tieres) von der Beute. Alles wurde verwertet, selbst die Knochen für
Werkzeuge.
Doch die heutige Jagd hat nichts mehr mit der Nahrungsgewinnung für den
Menschen zu tun. Selbst das meiste sogenannte Wildfleisch stammt aus
Zuchtanlagen. Aus ethischen Gründen sollte man heute auf Fleisch
verzichten oder aber den Konsum so weit wie möglich einschränken. Doch
selbst der, der das nicht kann oder will, profitiert nicht von der Jagd
oder ist gar von ihr abhängig.
Hunderttausende Tiere werden bei der Jagd getötet, die garantiert nicht
auf dem Teller landen. Die Jagdmethoden sind von Schrot über
Expansionsgeschosse bis hin zu Fallen grausam und brutal.
Jäger richten für ihr blutiges Hobby, denn mehr ist die heutige Jagd
nicht, ein Chaos in der Natur an, unter dem alle Mitgeschöpfe und auch
die Menschen selbst, zu leiden haben. Alleine die Bleibelastung unserer
Umwelt durch Jäger ist enorm. In Deutschland werden jährlich mehr als
1.000 Tonnen Blei in die Gewässer und den Boden geballert. Tiere verenden
an Bleivergiftung, wenn sie ein angeschossenes und später qualvoll
gestorbenes Tier verspeisen.
Unter den Tieren herrscht Panik und ständige Angst. Der Dauerstress führt
zu unnatürlichem Verhalten mit allen negativen Folgen für die Tier- und
Pflanzenwelt.
Auch evtl. Schäden, die Sie als Landwirt z.B. durch Wildschweine haben,
entstehen letztlich durch das Verhalten der Jäger. Durch massivste Fütterungen
(hier bis zu 300 KG Mastfutter pro getötetem Tier), schaffen die Jäger
sich eine gewollte Überpopulation am sogenannten "Nutzwild", während
sie zeitgleich unerwünschte Konkurrenten - sogenanntes Raubwild - möglichst
vernichten.
Bitte machen Sie sich die Mühe und informieren Sie sich objektiv über
das Thema. Eine Tradition, für die Mio. von Tieren grausam ihr Leben
lassen müssen, hat in unserer Zivilisation keinen Platz und auch keine
Berechtigung mehr. Das wissen auch die Jäger und genau darum verbreiten
sie in der Öffentlichkeit ihr ebenso altes, wie abgedroschenes Jägerlatein.
Eine Volksverdummung, die bereits mit dem Wort Waidgerechtigkeit
beginnt.
Zitat: "Die vielgepreiste Waidgerechtigkeit dient der Volksverdummung
und der Verdeckung strafbarer Handlungen. Sie bemängelt tierquälerische
Jagdmethoden mit falsch verstandener Traditionspflege." - Rüsch,
Jurist und Jäger
In diesem Sinne:
Waidmannsabschaffung
WIR FÜCHSE
M. Buchtmann
www.wir-fuechse.de
Antwort
von Herrn H. B.:
Sehr geehrte Damen und
Herren,
herzlichen Dank für Ihre Mitteilungen, die als Meinung durchaus zu
respektieren und auch nachvollziehbar ist. Faktum ist, dass die heutige
Kulturgesellschaft den Menschen oft zwingt auch in die Natur einzugreifen.
Der Ruf und Ihre Intention zur Abschaffung der Jagd ist, wie ich
schon in meiner ersten Mitteilung sagte, in einer demokratischen
Gesellschaft mit dem Recht auf freie Meinungsäusserung legitim. Ebenso
ist die Philosophie über die nicht gegebene Notwendigkeit
sich von Fleisch zu ernähren zu beurteilen. Aber von der überwiegenden Mehrheit
der Menschen wohl nicht mitgetragen. Daher wird die von Ihnen
vertretene Meinung als zu radikal und intolerant zu bezeichnen sein.
Wenn nun Herr M. Buchtmann etwa vermeint, das meiste des auf dem Markt
gelangenden Wildfleisches stamme aus Zuchtanlagen, so hat eine
aus der Zuchthaltung erfolgende Tötung wohl nichts mit Jagd zu tun.
Andererseits ist aber auch abzulehnen Tiere zu halten und erst für die
"Jagd" bzw. des "sportlichen" Schusses auf solche
Geschöpfe mA striktest abzulehnen.
Soweit ich die Jagdpraxis überblicken kann, glaube auch nicht, dass
die von Ihnen angeprangerte Tötung der Kreatur mehr Stress und Schmerz
bedeutet als dies in Schlachthöfen der Fall ist. Ich kann mich noch ein
meine Kindheit erinnern, wenn ein Tier vom Metzger geholt und aus dem
Stall getrieben wurde, mein Vater oft Tränen in den Augen hatte. Aber er
musste auch von der Tierhaltung leben und da gehört das Töten
einmal dazu. Die Natur tut doch auch nichts anderes. Warum spricht man
Ihrerseits gerade den Jägern diese Naturnutzung so vehement und radikal
ab. Ja, keiner muss jagen und muss kein Fleisch essen. Respekt
vor jenen Menschen die es nicht übers Herz bringen möchten ein Tier
selbst zu töten und daher auch kein Fleisch verzehren. Alles andere
ist aber eine Selbsttäuschung oder Realitätsverlust.
Aber man muss doch auch sachlich und fair bleiben und kann doch nicht so
tun, dass deshalb wohl dem Fuchs oder Luchs die Rehwildjagd
vorbehalten bleiben sollte. Dieser tötet sicherlich weniger Human als der
Jäger dies in wohl den überwiegendsten Fällen tut. Auch den angeblich
1000 Tonnen Bleischrott ist entgegen zu halten, dass alleine mit der
Verwendung des Abblendlichtes am Tag in Deutschland etwa 300
Millionen Liter mehr Treibstoff verbrannt werden. Diese Schadstoffe sind
wohl bedeutend schädlicher als die genannte Menge nicht wasserlöslichen
Bleis.
Heute habe ich im Rahmen meiner richterlichen Funktion über eine
Mindererfüllung eines Rehabschusses zu befinden gehabt. Da standen Jagdpächter
vor dem Richter, weil sie das behördlich festgesetzte Abschussplanziel
nicht erfüllt hatten. Diese Leute waren alle Bauern und einer von diesen
ging schon 52 Jahre der Jagd nach. Ich hatte keineswegs den Eindruck, dass
es sich bei diesen Menschen um schießwütige Rohlinge gehandelt hätte.
Hinter dieser Zielvorgabe steht das Interesse eines naturverträglichen
Ausmaßes von Verbiss- und Fegeschäden. Wie soll sich das sinnvoller
Weise sonst regeln. Es besteht doch ein Fütterungsverbot für die Rehe während
des Sommers und sie sind immer zu viel und fast nie zu wenig.
Daher abschließend nochmals den Apell um Toleranz auch gegenüber
den Fleisch essenden und jagenden Bevölkerung. Misstände gehören
kritisch aufgezeigt und abgestellt. Dies ist aus meiner bescheidenen
Erfahrung aber die wirklich verschwindende Minderheit.
Mit freundlichen Grüßen!
Dr. B.
Antwort
von Christian Nittmann:
Sehr geehrter Herr B.,
besten Dank für Ihre ausfuehrliche Antwort und Diskussionsbereitschaft.
Die gemachten Zielvorgaben für die
Abschuesse fuer Rehwild werden tatsaechlich immer mit dem Wunsch der
Reduzierung der Verbissschaeden von den Jaegern argumentiert. Wie
allerdings bereits in meiner letzten Mail darauf hingewiesen reduzieren
sich diese, wenn man den Tieren nicht mehr dem Jagddruck aussetzt
(Beispiel: Naturpark Gran Paradiso). Man wird solange nicht aus diesem
"Teufelskreis" rauskommen, solange man die Jagd nicht verbietet,
und sei es beginnend für ausgewaehlte Regionen.
Erkenntnisse der Biologie und
Waldbiologie der letzten Jahre bestaetigen, dass es keinen Grund mehr fuer
die Jagd gibt. Unter diesem Gesichtspunkt kann unsere Forderung zur
Abschaffung der Jagd keineswegs als radikal sondern als konsequent
bezeichnet werden, wenn man den Tierschutz ernst nimmt. Radikal wird es
oft nur von anderen empfunden, die sich mit diesem Gedanken (noch) nicht
anfreuen wollen.
Als tiefergehende wissenschaftliche
Literatur zu diesem Thema kann ich Ihnen das Buch "Vom Widersinn der
Jagd" von Carlo Consiglio, Verlag Zweitausendeins (http://www.zweitausendeins.de/)
empfehlen.
Gerne koennen Sie sich auch noch auf der deutschen Webpage www.abschaffung-der-jagd.de
informieren. Das Berliner Manifest nimmt zur Forderung zur Abschaffung der
Jagd fuer Deutschland eindeutig Stellung, was fuer Oesterreich nahezu
analog uebernommen werden kann (http://symposium.abschaffung-der-jagd.de/Berlinermanifest/Berliner_Manifest.html).
Aus all diesen Stellungnahmen wird
ersichtlich, dass die Jagd nicht mehr zeitgemaess ist und deren
Begruendung sich hinter einem riesigen Luegengebirge versteckt. Wir
betrachten es als unsere Aufgabe das aufzudecken, zu dokumentieren und zu
publizieren.
Hier moechte ich noch auf zwei
weitere Punkte Ihrer Mail eingehen:
Dass Sie in einem von Ihnen zu entscheidenden Streitfall nicht den
Eindruck hatten, dass die Jaeger schiesswuetige Rohlinge seien, kann ich
mir vorstellen. Jaeger zeigen ihr wahres Gesicht wohl kaum vor Gericht.
Das sieht man erst bei der Jagd oder erkennt es aus verschiedensten
Berichten, die aufgrund ihrer Vielzahl keinen Rueckschluss auf Ausnahmen
mehr zulassen.
Dass Tiere empfinden und leiden, das duerfte Ihr Vater gespuert und
gewusst haben. Vielleicht wuerde er heute anders handeln und konsequenter
Weise die Landwirtschaft auf pflanzliche Produktion umstellen.
Ich hoffe, dass ich Ihnen hiermit deutlicher machen konnte, was der
ethische Zeitgeist heute fordert. Es waere klug, wenn die Gesellschaft
diesem sich nicht verschliessen wuerde. Wir arbeiten intensiv daran, dass
er erkannt und umgesetzt wird.
Mit freundlichen Gruessen
Initiative zur Abschaffung der Jagd
Christian Nittmann
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