Landwirte
demonstrieren gegen Jagdzwang
Ein
ungewöhnlicher Demonstrationszug zog am Samstag, den 28. Januar, durch
die Würzburger Innenstadt: Landwirte eines nahe Würzburg gelegenen
Hofguts fordern, dass sie auf ihrem Grundeigentum nicht zum Töten von
Wildtieren gezwungen werden. Über 1.000 Tierschützer und Vertreter von
Tierrechtsorganisationen wie auch die Initiative zur Abschaffung der Jagd
Österreich schlossen sich der Großdemonstration an.
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Der Hintergrund: Seit rund 25 Jahren betreiben einige Landwirte rund um
das Hofgut Greußenheim eine besondere Form der Landwirtschaft, den »Friedfertigen
Landbau«, bei dem aus Achtung vor der Natur und den Tieren nicht nur auf
jegliche Chemie verzichtet wird, sondern auch kein Mist und keine Gülle
auf die Felder kommen und keine »Nutztiere« gehalten werden. Die
Landwirte lehnen das Töten von Tieren grundsätzlich ab und bemühen sich
im besonderen Maße um die Kleinstlebewesen im Boden und um den
Artenschutz. Die Felder liegen in einem groß angelegten Biotopverbund,
der vielen Wildtieren einen Lebensraum bietet. Weiterhin leben hier auf
weitläufigen Wiesen und Waldweiden viele Pensionstiere, vor allem Rinder
und Schafe, die vor dem Erfrierungstod oder dem Tod durch Verhungern, vor
Misshandlungen und vor dem frühen Tod durch den Schlächter gerettet
wurden. Deshalb möchten die Landwirte auf ihrem Grund und Boden nicht
jagen und haben für dieses Gebiet vor rund einem Jahr beim Würzburger
Landratsamt den Antrag auf Ruhen der Jagd gestellt. Ihr Antrag wurde
jedoch abgelehnt - zusätzlich wollten die Jagdbehörden die Grundstückseigentümer
mit Drohung von 10.000 Euro Geldstrafe monatlich (!) dazu zwingen, auf
ihrem Gebiet 126 Tiere innerhalb eines halben Jahres abzuknallen.
Tierschützer aus ganz Europa hatten damals ihren Protest gegenüber den
Behörden in Hunderten von Briefen und e-mails zum Ausdruck gebracht.
Schon vor über einem Jahr, am 14.01.05 hatte der Bayerische
Verwaltungsgerichtshof die Anordnung der Unteren Jagdbehörde zu diesem
Tiermassaker für unzulässig erklärt - die Tiere durften am Leben
bleiben.
Nun hat die Jagdbehörde erneut einen Versuch unternommen, die Landwirte
einzuschüchtern - indem sie ohne Vorwarnung einen Hubschrauber schickte,
angeblich um Wildschweine zu zählen. Er kreiste eine Stunde lang in
geringer Höhe bedrohlich über dem Hofgebiet der Landwirte.
Um auf diese Missstände aufmerksam zu machen und um dem immer noch
laufenden Antrag auf Ruhen der Jagd zusätzliches Gewicht zu verleihen,
gingen die Landwirte nun an die Öffentlichkeit und demonstrierten für
ihr Anliegen.
Unterstützt wurden sie dabei von vielen Tierschützern und
Tierrechtsorganisationen aus ganz Deutschland und aus dem Ausland,
darunter Vertreter der weltgrößten Tierrechtsorganisation PETA, der
Tierschutzpartei Mensch - Umwelt - Tierschutz, der Initiative zur
Abschaffung der Jagd, der österreichischen Tierrechtsorganisation VgT,
des schweizer Vereins zur Förderung der Tierrechte, der italienischen
Organisationen OIPA und LAC sowie über 30 weitere.
Die Tierschützer zogen ab 13 Uhr vom Würzburger Bahnhof durch die
gesamte Fußgängerzone bis zum Marktplatz, wo ab 14 Uhr eine Großkundgebung
stattfand.
Für die Landwirte von Gut Greußenheim sprach Dr. Gert-Joachim Hetzel. Er
deckte in seiner Rede den Lodenfilz in den Würzburger Behörden auf und
dankte den zahlreichen Tierschützern für ihre überwältigende Unterstützung.
Davide Marchesan von der italienischen Tierrechtsorganisation „No alla
Caccia“ überbrachte die Unterstützungsbotschaften der italienischen
Tierschützer von OIPA – Italienische Organisation für Tierschutz, LAC
– Liga Anti Caccia, COMITATO EUROPEO DIFESA ANIMALI – Europ. Komitee
zur Verteidigung der Tiere und den SOS ANGELS aus Modena.
Im Anschluss wurden Grußworte von Tierschützern aus der spanisch-, französisch-
und englischsprechenden Welt vorgetragen.
Vlado Began, Tierschutzbeauftragter aus Slowenien und Stanko Valpatic,
Vorsitzender des slowenischen Tierschutzvereins „Osvoboditev zivali in
njihovih pravic“, die mit 30 Mitgliedern nach Deutschland gekommen
waren, machten ebenfalls ihre Unterstützung für die tierfreundlichen
Landwirte von Gut Greußenheim deutlich.
Jürgen Faulmann sprach für PETA sowie die österreichischen
Tierrechtsorganisationen VGT - Verein gegen Tierfabriken und die Initiative
zur Abschaffung der Jagd Österreich.
Redner aus Deutschland waren Roland Dunkel für den Arbeitskreis für
humanen Tierschutz, Kurt Eicher, Sprecher der Initiative zur Abschaffung
der Jagd Deutschland und Hans-Jürgen Lutz, Präsident von T.U.N. - Tier
und Naturschutz. >>Reden
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Zahlreich vertreten war die internationale Presse sowie Rundfunk- und
Fernsehsender aus verschiedenen europäischen Ländern. Journalisten und
TV-/Rundfunkreporter machten Live-Mitschnitte und Interviews mit den
tierfreundlichen Landwirten von Gut Greußenheim sowie den Repräsentanten
der vielen Tierrechtsorganisationen.
Für Stimmung sorgte die AJ-Gang
mit ihren Anti-Jagd-Songs "BambiKiller", "Es ist
Zeit", "Waidmannsheil" sowie weiteren Songs, die den Tieren
eine Stimme geben: "Mach die Augen auf" und "Wir prangern
an". >>Bilder
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Groß war der Andrang am Infostand: Es wurden zahlreiche Broschüren und
Informationen mitgenommen und es gab viele interessierte Gespräche.
Hunderte trugen sich in die Unterschriftenlisten ein, die den Antrag der
Landwirte von Gut Greußenheim auf Ruhen der Jagd unterstützen.
Auch für das leibliche Wohl war bestens gesorgt: Am Imbiss-Stand wurden
1100 vegane Burger ausgegeben sowie vegane "Gulasch"suppe und
heißer Punsch.
Bilder:
Demonstrationszug
Bilder:
Kundgebung
Redner
Presse
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Demostrationszug durch Würzburg
Die Initiative zur Abschaffung der Jagd Österreich
Jürgen Faulmann sprach Grußworte für PETA, VGT und Initiative zur
Abschaffung der Jagd Österreich
Beim veganen Imbiss-Stand
AJ-Gang sorgte für Stimmung
Gebruder Tod in Jagdmontur war dabei
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