Antijagddemo
bei traditionellem
Massaker - "Nacht
des Fuchses" in Scheffau/Salzburg
Bericht und Fotos von
RespekTiere/Putzgruber vom 10.1.09:
Die Salzburger Jägerschaft hatte auch in diesem
Jahr wieder aufgerufen zum traditionsreichen Massaker in den
Winter-Vollmondnächten, zur ‚Nacht des Fuchses'.
Für die grünberockten Mordmannsbrüder und -schwestern, mit der
Empfehlung ausgestattet, diesmal verstärkt JungjägerInnen mit zum Ansitz
zu führen (vielleicht, um bereits im frühen Alter Gehirnwäsche an
nachfolgernder Generation zu betrieben ... wohl nur eine mutwillige
Unterstellung), Grund genug Meister Reineke nachzustellen - mit einem
Freibrief ausgestatten, alle angetroffenen Angehörigen jener Gattung zu töten,
völlig unterschiedslos deren Alters und Geschlechtes; das Jägerlatein,
eine niemals aussterbende Sprachverwirrung, die sie allesamt befallen hat,
spricht dann selbstverständlich nicht von Schießvergnügen oder
Blutlust, nein, natürlich wird hier heherem Gedankengut gefrönt: man hört
vom Schutz des Niederwildes, der Tollwutbekämpfung, vom Fuchsbandwurm
oder der Fuchsräude....oder von tausenden anderen Grünen, welche wie
selbstverständlich barbarische Riten und Freude am Töten, ja selbst das
Zurückversetzen ins steinzeitliche Gebaren, geradezu verlangen,
rechtfertigen! Ja, wir müssen Ihnen dankbar sein, den Hegern und
Pflegern, weil sie uns beschützen vor der unbändigen Gefahr, welche vom
tiefen, düsteren Wald ausgeht, sie, die das gesamte ökologische
Gleichgewicht in der Waage halten. Tatsächlich, sie regulieren die
Balance, die so fragile Harmonie im Forst, versorgen und umhätscheln die
dort lebenden Tiere - allerdings in der Regel nur jene, die sich später
auch abknallen lassen - und verhindern ganz nebenbei das Wiederansiedeln
von Raubtieren: denn vielleicht, so ist es im hintersten Winkel ihrer
angestaubten Gehirne verborgen, vielleicht würden diese viel besser,
gerechter, die Ordnung im Gehölz regeln; vielleicht auch würde eine natürliche
‚Auslese' ihre letzten Argumente, wie z. B. Wildtierverbiss, sehr
schnell zu Fall bringen und damit die öffentliche Meinung endgültig zu
ihren Ungunsten kippen lassen; jetzt, nachdem sie uns über die
Jahrhunderte hinweg - ja, das Jägerlatein ist eine uralte Sprache - fast
davon überzeugt hätten, dass ihr Dasein doch ein klein wenig Sinn
ergibt!
Die Nacht des Fuchses ist eine Nacht des Blutes in unseren Wäldern, dann
wenn der Vollmond den Weg für die Heuchler erhellt, einen Pfad des Todes
kreiert, bis sich sein Leuchten in sonnendurchhellten, nebeligen
Morgenschwaden wieder verliert. Es ist die Nacht des Fuchses, diese
Vollmondnacht. Nur: am Morgen gibt es keine Füchse mehr.
Gestern Abend in Scheffau bei Hallein: die Jägerschaft hatte sich
versammelt, um ihre Helden zu küren; jene Schützen, die sich Auge um
Auge der Gefahr stellten, welche einem echten Teufelskerl in einem Kampf
auf Leben und Tod mit dem blutrünstigen Monstern des Waldes begegneten.
Technisch weit unterlegen, ausgestattet mit bloßen Händen und einer
supermodernen Schusswaffe mit Zielfernrohr, der Kälte der Nacht schutzlos
ausgeliefert in wattierter Winter-Spezialbekleidung, im manchmal sogar
geheizten Hochstand der Kälte trotzend den Mann/die Frau stehend, mit
Nachsicht-Fernglas durch das Land spähend, nehmen sie die letale
Konfrontation auf. Sie wissen: die Ausgangslage ist für beide Seiten die
selbe, jeder falsche Schritt, jede falsche Bewegung, kann zur Tragödie führen
- die Opferzahlen beweisen es! Wie viele Ihresgleichen sind nicht mehr
heimgekehrt, den nächtlichen Strapazen erlegen, im Alko-Bad ertrunken -
aber wie anders als die Flucht in die Welt der Spirituosen soll ein
einfacher Geist die Fülle der Aufgabe, die Rettung der Welt, bewältigen?
Wie viele der Ihren wurden getötet, nun ja, vielleicht nicht unbedingt
von jenen reißenden Bestien, denen sie nachstellen, aber von verirrten
Kugeln ihrer Brüder und Schwestern, die sie - trotz supermoderner Waffen
mit Zielfernrohr und Nachtsichtgerät - für Wildschwein oder Hirsch
gehalten hatten, in einem Augenblick höchster Anspannung, erträglich
gemacht nur durch einen Schluck vom Hochprozentigen?
Ja, ja, es ist ein Faktum, der Kampf ist ein ausgeglichener, Auge um Auge,
Zahn um Zahn.
Davon konnte man sich auch gestern überzeugen, bei der Präsentation der
Opfer, Ausgeglichenheit auf ganzer Linie: 30 Füchse wurden gemetzelt und
20 Marder, die in der Nacht der Füchse - im Dunkeln sind alle Schatten
gleich - eben genau wie diese anmuteten; Kolateralschaden, nichts desto
Trotz ein Grund, deren Ableben nicht gebührend zu feiern! Apropos
Ausgeglichenheit: doch, dieses Mal sind die JägerInnen alle wohlbehalten
zurückgekehrt; überraschender Weise war niemand mit einem Schwein oder
einer Hirschkuh oder einem Wolf verwechselt worden, hatten Mr. Jonny
Walker und Mr. Jack Daniels keine Opfer gefordert. Ok, es gab neue Kerben
an den Seelen, ein weiterer Teil deren in den klirrenden Nächten verkümmert
ist; jedoch kein Grund zur Verzweiflung, für jene, welche keine Bestie
erlegen konnten, denn für sie, vielmehr Heger als Jäger sind sie doch
alle, gibt es noch immer die Chance, eine Jagdreise ins Ausland zu buchen,
wo extra gezüchtete Tiere direkt vor ihre Flinten getrieben werden! Dem
Aufpolieren des Egos steht also nichts mehr im Wege!
So wurden die Opfer ausgelegt, sehr passend direkt vor der Ortskirche, wo
einige der Täter frühmorgens am nächsten Tag vielleicht eine Messe
besuchen werden, um ihren Gott zu huldigen; einem Gott der einst ‚Du
sollst nicht töten' zum höchsten Gut erkoren hatte.
Kläglich wimmernd werden sie ihn um Verzeihung bitten, ihre vom Blut
Unschuldiger getränkten Hände falten; aber nicht wegen des Morden zuvor,
denn soweit reicht der Gedankenfluss meist nicht; vielmehr werden sie für
Ruhe und Frieden bitten, für sich und ihresgleichen, werden ‚Du sollst
Deinen Nächsten lieben wie Dich selbst' wie mechanisch vor sich herkauen,
und dabei keine Gedankenbrücke zu ihrem Tun herstellen; ‚San eh grod
Vicha', wird die einzige Feststellung sein, sollten sie sich an
Pulverrauch und Büchsenknall in sentimentalen Momenten überhaupt
erinnern.
Für die Grünröcke selbst war diese Kundgebung doppelt lehrreich: zum
einen wurden sie auf die Nichtselbstverständlichkeit ihrer Taten
hingewiesen, und zum anderen darauf, dass es immer mehr Menschen gibt, die
diesem Treiben nicht länger tatenlos gegenüberstehen!
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30 Füchse und 20 Marder liegen im tannenzweigbedeckten Schnee, das Kreuz
Christi im Hintergrund. Die Jägerschaft besinnt sich, lauscht den
Ansprachen ihrer Anführer, bizarre Momente im Fackelschein dutzender
Kerzenlichter.
An der gegenüberliegenden Seite haben wir Stellung bezogen. Die sehr
entgegenkommende Polizei hat diesen Standplatz klug gewählt, genau
zwischen den Grünröcken und dem Gasthaus, dem Ort, wo später literweise
Alkohol enthemmte Seelen beruhigen wird.
'Ehrfurcht vor dem Leben bedeutet Abscheu vor dem Töten', ‚Schande,
Schande, Mörderbande' und dergleichen steht auf unseren Transparenten
geschrieben. Auch wir haben eine Aufbahrungsstätte aufgebaut, blutige
Leintücher sind auf gefrorenem Boden ausgebreitet, von Tannenzweigen
umgeben. Ein Schild ‚Überpopulation' weist auf unsere Opfer hin: 2 JägerInnen
liegen im rot gefärbtem Schnee, Blut aus tödlichen Wunden verlässt ihre
Körper; einer davon hat sich offensichtlich selbst gerichtet, ein Schild
‚Ich konnte die Schande nicht länger ertragen ein Lustmörder zu sein'
unterstützt diese Annahme! Ein toter Hund liegt ebenfalls im Schnee,
‚Ich habe Angst vor Jägern' weist darauf hin, dass die ‚Waidmänner'
jedes Jahr auch tausende Haustiere töten.
Auch Gevatter Tod ist in doppelter Ausführung vorhanden, 2 Sensenmänner
spannen eine Botschaft in großen Buchstaben. ‚Impotenz braucht Waffen'
ist auf Schildern zu lesen. Insgesamt haben sich gut 15 TierschützerInnen
in Scheffau eingefunden, welche bei bitterer Kälte um die 50 Opfer der Jägerschaft
trauern.
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