Ein
Jäger steigt aus
Sehr
geehrte Damen und Herren!
Ich habe mich entschlossen, Ihnen einen Brief zu schreiben, den sie veröffentlichen
können, wo immer Sie es wollen.
Wenn auf Grund dieses Inhaltes nur ein Jäger aus den Jägerreihen
austritt oder dieser Brief auch nur einen Jagdanhänger überzeugt, nicht
bei Jagdverein ein Mitglied zu werden, ist die Absicht erreicht.
Weil ich in einem kleinen Ort lebe, in dem der Großteil der männlichen
Population Jäger sind und die Unterschrift für mich und meine Familie
die komplette Isolation bedeuten würde, schreibe ich anonym. (Name der
Redaktion bekannt).
Nach 12 Jahren habe ich endlich den Mut aufgebracht aus der Jägerschaft
auszutreten. Die Zeit war lang genug, um das Mentalität des heutigen Jägers
voll zu erkennen; ich hatte auch die Gelegenheit, mit mehreren Jagdverbänden
zusammenzuarbeiten, so dass die unten angeführten Behauptungen nicht nur
für einen kleinen Kreis der Jägerschaft gelten - in der ich Mitglied war
- sondern ich wage zu behaupten, dass der Mentalität mehr oder weniger überall
das gleiche ist.
WARUM SOLL MAN KEIN JÄGER WERDEN?
1. Die Behauptung, dass Jäger Umweltschützer oder Ökologen seien, ist lächerlich,
genau so wie die Behauptung, dass die Jäger viele freiwillige Stunden im
Jagdbezirk verbringen zum Wohle des Wildes, der Tiere und der Umwelt.
Alles, was der Jäger im Jagdbezirk tut, ist mittelbar oder unmittelbar
mit der Jagd = »Ernte«, dem Abschuss oder mit dem geselligen
Zusammensein verbunden. Übrigens: die so genannte Umweltschutzarbeiten
bestehen größtenteils aus dem Aufbau oder Erhalt der Jägerobjekte - die
ja dort, wo sie sich befinden, ohnehin ein naturstörendes Element sind -,
oder aber zur Futtervorbereitung, die in den meisten Fällen nur ein
Lockmittel für das Wild darstellt; die Futterstellen und Futterfelder
sind ja von Hochsitzen umstellt. Die verschiedenen Reinigungsaktionen im
Wald und Flur sind nur Sand in den Augen der breiteren Öffentlichkeit -
und natürlich pure Jägerpropaganda. Die Jäger mit ihren Objekten,
Fahrzeugen und ihrer Anwesenheit sind die größten Naturschändlinge
unter allen Erdbewohner.
2. Noch lächerlicher ist die Behauptung, dass die Jagd in erster Linie
Sorge für das Wild trägt und der Abschuss sei nur eine ihrer Aktivitäten.
Wäre das wahr, dann würden die Sünden und der Ungehorsam der Jäger mit
einem Fütterungsverbot sanktioniert und nicht mit einem zeitbedingten
Abknallverbot abgetan. Das Ziel der Jagd ist die Exekution bzw. Tötung,
womöglich der schönsten Tiere als persönliche Trophäe - und nichts
anderes.
3. Glauben Sie nicht, Jäger sein ist ein Samariterdienst an kranken,
angefahrenen oder in Not geratenen Tieren. Für die Situationen, in denen
die Jäger als Samariter auftreten könnten, braucht man nicht Jäge (in
Deutschland: 320.000 Menschen) mit der Flinte, sondern nur ein paar
professionell ausgebildete Menschen, die eine richtige Einstellung zu den
Tieren haben. Ich behaupte, dass keine Tat, wo der Erfolg mit Blut
verbunden ist, ehrenhaft sein kann - am allerwenigsten bei der Jagd, wo
das Tieropfer dem Jäger hilflos und schutzlos ausgeliefert ist.
4. Die Jägerwelt ist viel schlimmer, als man es sich vorstellen kann. Ein
wahrer Jäger wirst du nicht mit der Absolvierung des Lehrganges und der
Prüfung, sondern:wenn du das Tier nur noch als ein Ding siehst und dann,
wenn du es getötet hast, es Ansehen bei anderen Menschen bringt, dein
Selbstbewusstsein anhebt und Neid bei Kollegen verursacht.wenn du bereit
bist, wegen der Jagd die Familie, die Arbeitspflichten und dich selbst zu
vernachlässigenwenn Verleumdungen, Heuchelei und Alkohol zu deine Stärke
werden oder zumindest dir nicht fremd sindwenn dich die Schmerzen und die
Qual der Tiere nicht mehr berühren.
Der Austritt aus der lodengrünen Gesellschaft war für mich eine große
Erleichterung, und ich glaube, dass es viele Jäger gibt, die in diese »Organisation«
hineingeschlittert sind, nur auf Empfehlung von Freunden – Jägern wie
ich zum Beispiel, die anderen der Familientradition wegen oder aus ähnlichen
Gründen.
Bist du noch Jäger, dann überlege es dir: Wenn du Tier- und
Naturliebhaber werden willst, wie es die meisten Jäger für sich gerne in
Anspruch nehmen, dann kannst du es sein - aber bitte ohne Gewehr!
Meine Absicht ist nicht, die hartgesottenen Jäger von ihren Irrtum zu überzeugen,
denn aus Erfahrung weiß ich, dass es kaum möglich ist, denn in ihrem
Leben ist die Jagd an erster Stelle - und oft hatte ich die Gelegenheit zu
sehen, wozu diese Menschen in der grüne Uniform bereit sind. Ich
appeliere an jene, die mit dem Gedanken spielen, ein Jäger zu werden und
an jene, die mit der lodengrünen Bruderschaft liebäugeln. Ich versichere
Ihnen aus meiner Erfahrung: Wenn Sie noch ein wenig zweifeln, dass die
Jagd vielleicht doch nichts für sie wäre, dass sie dann in den Jägerreihen
nichts zu suchen haben, denn sie sind dann - Gott sei Dank - nicht genug
brutal für die seelenlosen Jäger!
Quelle: www.abschaffung-der-jagd.de
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