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Wissenschaftliche Quellen 


Sehr geehrter Herr Nittmann,
 
dank den sozialen Netzwerken wie Facebook und auf Anti-Jagd-Demos hat man die Möglichkeit und das "Vergnügen" mit Jägern diskutieren zu können.
Das Phänomen dabei ist, dass alle wissenschaftlichen Quellen, die man benennt oder zitiert, die gegen die Jagd und ihre Auswirkungen auf Tiere und Ökosystem sprechen, von den netten Herren als "Propaganda, Lügen und Schwachsinn" abgetan werden. Dass es mit Jägern nahezu unmöglich ist, sachlich und freundlich zu diskutieren, habe ich auf der jüngsten Demo gegen eine Hubertusmesse wieder selbst erleben dürfen.
Leider habe ich nicht den fundierten, wissenschaftlich-biologischen Hintergrund, um aus eigener Erfahrung zu argumentieren, sondern muss hierfür externe Quellen benennen, von deren Gegen-Jagd-Argumenten ich absolut überzeugt bin und sie logisch und schlüssig finde.
 
In einer solchen Diskussion habe ich mich bspw. auf Ihre aufgeführten Informatioen "Jagdverbot in den Niederlanden" und "Jagdfreie Nationalparks" und das Kanton Genf berufen. Das sind die Antworten der "Herren in grün" darauf:
 
"Die in den Niederlanden nicht mehr bejagten Gänse werden jetzt während sie in der Mauser und mit der Aufzucht ihres Nachwuchses beschäftigt sind zusammengetrieben und vergast - super Alternative zur Jagd "
 
"Die Jagd in den Niederlanden war ein paar Jahre ausschließlich auf den Fuchs ausgesetzt, nun wird er auch von Kammerjägern gejagt. In der Schweiz wird überall gejagt und im von einigen Jagdgegnern besonders geliebt Kanton Genf wird die Jagd sogar von Staatsbediensteten vollzogen. Welche konkreten Tierarten profitieren denn wo genau von Winterfütterungen? Die Notwendigkeit der Prädatorenbejagung wurde von Wissenschaft und selbst deutschen Nationalparks oder den VW-Freunden vom nabu als notwendig erwiesen um Bodenbrüter und Niederwild vor dem Aussterben zu bewahren. Klasse wenn sie aus dem Wald ins „offene Land“ kommt frisst es auch dein Getreide, dein Gemüse oder stehtauf deiner Straße. Alles nicht ganz hilfreich für dein weiteres naives Dasein.
Eine Diskussion zu einem Fachthema zu führen wenn das gegenüber nicht mal über ein gewisses Grundwissen geschweigen den fachliches Wissen verfügt, ist nicht möglich. Sie haben mehrfach ihre degenerierte persönliche Meinung geäußert und wollen sich mit ihren billigen Lügengeschichten ihr Dasein schön reden."
 
"Auch in Genf wird gejagt, man muss ganz klar sagen, es gibt wenig Flecken, wo nicht gejagt wird, überall wird Wildtiermanagement betrieben, das natürlich auch Jagdfreihe Zonen beinhalten kann und das auch oft tut.
 
Nationalparke: Schweiz, Deutschland: Auch hier wird gejagt! Gran Paradiso: Hier wird anscheinend wirklich nicht gejagt. Dazu gilt festzustellen, dass diese Erkenntnisse, die man dort gewonnen hat nur logisch sind, aber man dieses jagdfreie Konzept nicht auf Deutschland anwenden kann. Deutschland ist nunmal kein einziger großer Nationalpark, Deutschland hat 80 Millionen Einwohner mit kompletter Infrastruktur. Klar, wenn ein Überbestand herrscht, dann nimmt die Nahrungsverfügbarkeit ab, die Tiere schwächen ab, die Reproduktion sinkt, die Mortalität steigt. Man will aber sich nicht den Wald wegfressen lassen! Wir brauchen die natürliche Verjünung des Waldes, wir sind auf das Holz angewiesen! Zumal es beim Schwarzwild noch sehr lange dauern wird, bis für dieses Nahrungsknappheit herrschen würde, bis dahin laufen Ihnen auf dem Weg zur Arbeit jeden Tag fünf Schwarzwildrotten über den Weg.

Ich konnte nach eigener Recherche - außer das Vergasen der Gänse - keine verlässlichen Quellen und Informationen finden, die das Jagdverbot bestimmter Tierarten in den Niederlanden stützen und auch den Kanton Genf als jagdfreies Gebiet konnte ich nicht beweisen. Ich möchte gerne in künftigen Diskussionen einen sicheren und überzeugten Standpunkt vertreten können, dass jagdfreie Gebiete existieren und funktionieren und mich nicht verunsichern lassen durch obige Aussagen. Es wäre nett, wenn Sie einen entsprechenden Hinweis geben könnten bzw. diesen auf Ihrer Internetseite veröffentlichen könnten.
 
Ich bedanke mich im Voraus.
 
Mit den besten Grüßen
 
T. H.
 
 

Antwort von Christian Nittmann:


Sehr geehrte Frau H.,

großartig wie Sie sich für die Wildtiere einsetzen.

Ja, es ist richtig, dass es kaum ganz jagdfreie Länder/Regionen gibt. Dagegen wehren sich die Jäger bis jetzt recht gut und halten immer Lücken offen.

1. Betreffend Kanton Genf kann ich Ihnen diesen Link schicken: http://www.freiheit-fuer-tiere.de/artikel/40-jahre-jagdverbot-im-kanton-genf.html
Unseres Wissens nach gibt es in Genf lediglich 10 Umwelthüter, die nur Wildschweine schießen, weil die Anzahl der Tiere, die in der französischen Jagdsaison über die Rhone schwimmen, zu hoch ist.

2. Dass die Jagd kontraproduktiv ist, findet sich in einer Langzeitstudie bewiesen:

derstandard.at vom 15.09.2009
 

Mehr Jagd macht Wildschweine früher reif

Das Wachstum der Wildschweinbestände beschäftigt auch in Österreich Forscher und verärgert Landwirte. 
Intensive Bejagung scheint aber kein Ausweg zu sein, wie wissenschaftliche Studien nun zeigen. So süß die Frischlinge sind, so viel Ärger können ausgewachsene Wildschweine bereiten. Der Vermehrung der Tiere ist schwer beizukommen, zumal sich Jagen als kontraproduktiv erwiesen hat.

Jeder kennt sie, aber man sieht sie kaum. Meist trauen sich die struppigen Gesellen nur nachts aus ihren Verstecken. Dann verlassen sie Schonungen und Dickichte, um sich auf die Suche nach Fressbarem zu machen. Und wehe dem Acker, auf dem die bis zu 150 kg schweren Tiere fündig werden. Vor allem in Maisfeldern können Wildschweine regelrechte Verwüstungen anrichten. Die Bauern treibt's zur Weißglut. Immer öfter.

Das so genannte Schwarzwild ist auf dem Vormarsch, und das bereitet vielerorts Sorgen. Vom Atlantik bis in die Balkanländer vermehren sich die Wildschweinbestände rapide, auch in Österreich. "Wir beobachten ein klassisches exponentielles Wachstum", erklärt Walter Arnold, Leiter des Forschungsinstituts für Wildtierkunde und Ökologie der Veterinärmedizinischen Universität Wien im Gespräch mit dem Standard.

Hohe Zuwachsraten

Zwar hätten verschiedene europäische Regionen noch recht unterschiedliche Populationsdichten vorzuweisen, doch die Zuwachsraten seien fast überall die gleichen. Hierzulande finden sich die größten Wildschwein-Bestände in Ostösterreich und der unmittelbaren Umgebung von Wien, so Arnold.

Über die möglichen Ursachen der Schwarzwildschwemme streiten sich Biologen, Jäger und Tierschützer schon seit Jahren. Letztere behaupten, dass vor allem die Wildfütterungen der Jäger Schuld seien. Tatsächlich werden zum Beispiel in Südwestdeutschland Wildschweine mit durchschnittlichen Futtermengen von mehr als 100 kg jährlich pro geschossenes Tier praktisch gemästet.

In Niederösterreich habe man das Füttern deshalb vor einigen Jahren verboten, berichtet Walter Arnold. "Kirrungen", das Ausbringen von Lockfutter mit dem Ziel, die fressenden Wildschweine zu erlegen, seien nur noch streng reglementiert erlaubt. Inwiefern reichliche Futtergaben der Jägerschaft wirklich den Wildschweinbestand explodieren lassen, ist indes unklar. Viel wichtiger könnte der europaweit gestiegene Maisanbau für die Viehmast sein, der den Schwarzkitteln in vielen Regionen üppig gedeckte Tische beschert.

Ein weiterer Kritikpunkt von Jagdgegnern bezieht sich auf den Abschuss selbst. Erhöhter Jagddruck, so die Tierschützer, bringe das Sozialgefüge der Wildschweinrotten aus dem Gleichgewicht und fördere so eine übermäßige Fortpflanzung, weil in Ermangelung von älteren "Bachen" - Muttertieren - die jungen Säue frühreif gedeckt würden. Allerdings ließ sich diese These bislang kaum wissenschaftlich untermauern. Die Debatte dürfte nun aber neu befeuert werden.

Verfrühte Geschlechtsreife

Laut einer aktuell publizierten französischen Langzeitstudie scheint starke Bejagung durchaus die Fortpflanzungsfähigkeit zu stimulieren. In einem Waldgebiet im Departement Haute Marne erreichen deutlich mehr Jungsäue vor dem Ende ihres ersten Lebensjahres die Geschlechtsreife und werden trächtig, als dies zum Beispiel bei ihren Artgenossen in den Pyrenäen der Fall ist. Dort sind weniger Jäger unterwegs (vgl. Servanty etalii, Journal of Animal Ecology).

Das Durchschnittsgewicht der erstmalig Fruchtbaren ist bei den untersuchten französischen Säuen ebenfalls geringer. Die Forscher betrachten dies als Anpassung an eine geringe Lebenserwartung; bei stark dezimierten Fischbeständen wurde eine solche Überlebensstrategie schon früher beobachtet. So gleiche das Schwarzwild seine Verluste schnellstmöglich wieder aus.

Der Leiter der Forstverwaltung Lainz, Andreas Schreckeneder, kennt diesen Effekt aus eigener Beobachtung. Im Lainzer Tiergarten werden viele Jungsäue ebenfalls nach knapp einem Jahr geschlechtsreif. Sie wiegen dann nur 25 bis 27 kg, erklärt der Beamte. Gleichwohl herrscht im eingezäunten Lainzer Tiergarten ohnehin eine gewollt überhöhte Wilddichte, schließlich sollen die Besucher genug Tiere zu Gesicht bekommen.

Gewaltiger Jagddruck

Schreckeneders Jäger erlegen dennoch jedes Jahr mehr als die Hälfte des Wildschweinbestandes, bis zu 1300 Tiere. Der Jagddruck ist also gewaltig, und die Vermehrungsrate offenbar dementsprechend hoch.

Walter Arnold bestätigt den Trend zur verfrühten Geschlechtsreife auch für wirklich freilebende Wildschweine. Seiner Meinung nach ist diese jedoch eher dem Klimawandel zu verdanken. Die Bachen kämen dadurch in einer besseren Kondition durch den Winter und gäben mehr Milch, was ihren Frischlingen einen kräftigeren Wachstum ermöglicht und so höhere Überlebenschancen bietet. Zusätzlich würden die Muttertiere früher im Jahr werfen, während gleichzeitig die Anzahl der Nachkommen pro Wurf steige.

"Weder in Österreich noch sonst irgendwo ist eine Trendwende erkennbar", betont Arnold. Die hiesige Populationsdichte könnte sich sogar noch verdreifachen. "Ich sehe nur wenig Chancen, das jagdtechnisch in den Griff zu bekommen."

Betrachtet man die in Österreich die Jagdstrecke von Schwarzwild (Wildschweine) von 1983 bis 2012 so hat sich in dieser Zeit die erlegte Anzahl Tiere von 5.197 (1983) auf 49.734 (2012) nahezu verzehnfacht. Hiermit sieht man, dass die Jagd kein probates Mittel zur Einschränkung der Population ist. (Daten der Statistik Austria)

3. Der Hauptfeind des Niederwildes und des Gefährdung der Arten sind lt. Prof. Josef Reichholf 1. Die industrielle Landwirtschaft und 2. Die Jagd.

Weitere Informationen finden Sie unter:

www.abschaffung-der-jagd.de
http://www.fuechse.info (wissenschaftlich sehr fundiert aufbereitet)
http://www.wildtierschutz-deutschland.de/

Zusätzlich empfehle ich Ihnen auf unserer Literaturliste (http://www.abschaffung-der-jagd.at/literatur.htm)
Vom Widersinn der Jagd von Prof. Carlo Consiglio
Von der Jagd und den Jägern von Dr. Karl-Heinz Loske
Rabenschwarze Intelligenz von Prof. Josef Reichholf

Mit tierfreundlichen Grüßen

Christian Nittmann
Initiative zur Abschaffung der Jagd
www.Abschaffung-der-Jagd.at
www.Zwangsbejagung-ade.at

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