ohne
Betreff
S.g.
Herr Dr. Christian Nittmann,
mit etwas Verwunderung habe ich Ihre Homepage durchgesehen und kann Ihre
Meinung nicht immer teilen, den Jäger sein bedeutet mehr als nur
schießen...
Was bedeutet Jagd heute?
Die
Jagd war viele Jahrtausende hindurch die wichtigste Tätigkeit des
Menschen zur Sicherung des Lebensunterhaltes.
Konrad
Lorenz bezeichnete sie daher auch als eine "besonders aufregende Form
des Sammelns".
Heute
ist die Jagd eine sinnvolle, auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Nutzung
natürlicher Ressourcen.
Zusammen
mit der Hege sichert sie in der Kulturlandschaft nicht nur die
Lebensgrundlagen der jagdbaren, sondern aller frei lebenden Tiere.
Eine
pflegliche Jagd entnimmt vor allem den Überschuss, sowie den Anteil an
kranken und alten Stücken und gefährdet nicht den Fortbestand einer
Wildart.
Der
Jäger empfindet Freude am Erleben und Beobachten der Natur. Dazu gehört
auch das Erlegen eines Stück Wildes. Dies bedeutet jedoch nicht Lust am
Töten, sondern besagt, "ich jage nicht um zu töten, sondern ich
töte, um gejagt zu haben" so der spanische Philosoph und Jäger,
Ortega y Gasset.
Der
Lebensraum der Wildtiere wird heutzutage durch die Mehrfachnutzung der
Landschaft stark beeinflusst. Die Beunruhigung durch zunehmende
Freizeitnutzung, sowie Maßnahmen in der Land- und Forstwirtschaft
beeinträchtigen den Lebensraum unserer heimischen Wildtiere. Dazu kommen
Straßen, Siedlungen und Industrieanlagen, die den Lebensraum unseres
Wildes zerschneiden, einengen oder zerstören.
Neben
der artgerechten Winterfütterung werden heutzutage vermehrt Maßnahmen
zur Verbesserung der Lebensräume gesetzt, wie z.B. die Pflanzung von
Hecken und Sträuchern.
Früher
wurden manche unserer Wildtiere durch die großen Räuber Bär, Wolf und
Luchs reguliert. Heute versucht der Jäger, vor allem beim Schalenwild,
diese Funktion, so gut er kann, zu übernehmen.
Was
geschähe, wenn z.B. Rotwild nicht mehr bejagt würde? Abgesehen davon,
dass das allgemein sehr geschätzte Wildbret für die Ernährung verloren
ginge, würde das Rotwild in unserer Kulturlandschaft sehr bald untragbare
Schäden in Wald und Flur anrichten. Der Jäger verhindert das, weil er
für tragbare Wildbestände sorgt und dennoch entstandene Wildschäden
vergütet. Ohne Jäger kein Wild!
Dass es in unserer vielfach ausgeräumten, zersiedelten,
industrialisierten Landschaft Hirsche, Rehe, Hasen, Füchse, Fasane und
Wildenten in großer Zahl gibt, ist nicht deshalb so, o b w o h l es
Jäger gibt, es ist so, w e i l es Jäger gibt.
Ist
die Jagd wirklich nötig?
Wir
Jäger jagen ja - nicht nur aus Passion, sondern auch aus ökologischer
Notwendigkeit. Schalenwildbestände - Hirsch, Reh u.s.w. - müssen in
unseren stark genutzten Kulturlandschaften kontrolliert werden, um z.B.
Schäden an Wald und Flur oder Seuchen und Hungersnot beim
Wild zu vermeiden.
Wir
alle wollen gesunden Wald mit gesundem Wild!
Darum
brauchen wir eine ökologisch orientierte Jagd:
Sie begrenzt die Bestände,
Sie sorgt für gesunden Altersaufbau,
Sie hilft Schäden in Wald und Flur zu vermeiden
Sie sichert und pflegt naturbelassene Lebensräume für einen artenreichen
Wildstand.
Alle
Jäger dürfen erst nach Bestehen einer strengen Prüfung jagen. Zusammen
mit hohem Verantwortungsbewusstsein garantiert dies, dass die Jagd eine
sinnvolle Naturschutz-aufgabe erfüllt.
Hochachtungsvoll
ein Jäger aus Österreich.
Antwort
von Christian Nittmann:
Sehr geehrter Herr
<h. s.> oder wie auch immer Sie heißen!
Haben Sie keinen Mut Ihren Namen zu nennen?
Nun aber zu Ihrer Mail, für die ich etwas mehr Zeit brauche, da sie von Jägerpropaganda
nur so strotzt.
Man könnte meinen, dass Sie Ihre Mail mit Inhalten eines Jagdlehrbuch aus
der Jahrhundertwende um 1900 in Überzahl gespickt hätten.
Alleine der von Ihnen verwendete Begriff „artgerechten Winterfütterung“
ist bei genauerer Betrachtung ein Widerspruch in sich.
Warum?
Es gibt keine artgerechte von Menschen vorzunehmende Winterfütterung
für Wildtiere!
Dr. Helmut Pechlaner, langjähriger Direktor vom Tiergarten Schönbrunn,
bringt es auf den Punkt:
„Seit Jahrmillionen angepasst, schraubt der Organismus auch unserer Rehe
den Nahrungsbedarf im Winter dramatisch zurück. Die Reserven, welche sich
Rehe im Herbst angefuttert haben, bieten genügend Energie für den
Winter. Erst im Frühjahr, wenn Trächtigkeit, Haarwechsel, Geweihwachstum
und Aktivitäten der Reviermarkierung beginnen, steigt der Futterbedarf.
Unter besten, geschützten Bedingungen können Rehe 20 Jahre alt
werden."
("Tiroler Tageszeitung am Sonntag" vom 10.05.2009)
Sie schreiben weiter: „Früher wurden manche unserer Wildtiere durch die
großen Räuber Bär, Wolf und Luchs reguliert. Heute versucht der Jäger,
vor allem beim Schalenwild, diese Funktion, so gut er kann, zu übernehmen.“
Auch das ist unrichtig. Es war und ist nie so, dass Beutegreifer wie Bär,
Wolf und Luchs den Bestand an Wildtieren reguliert haben, sondern der
Bestand der Beutegreifer wird umgekehrt durch den Bestand der ihnen zur
Verfügung stehenden Ressourcen wie Nahrung (Wildtiere), Raum, Witterung
und Krankheiten reguliert. Übrigens gelten diese Mechanismen auch für
alle anderen Wildtiere. Somit würde sich z. B. der Rotwildbestand selbst
regulieren und zwar vermutlich auf einem deutlich niedrigeren Niveau als
heute – wenn sie nicht eine „artgerechte Winterfütterung“ (siehe
oben) bekämen. Der von Ihnen verursachte zitierte „untragbare Schäden
in Wald und Flur“ würde überhaupt nicht stattfinden.
Die Natur braucht keine Jäger um die Bestände zu regulieren. Das kann
sie seit Unzeiten selber.
Nun sagen Sie es doch endlich einmal deutlich:
Sie und Ihre Kollegen füttern damit Sie ausreichend Trophäen haben. Alle
anderen Argumente dienen doch lediglich der Verschleierung für die Lust
am Töten.
Und:
Wer hat denn die großen Beutegreifer ausgerottet? Die Jäger!
Und warum haben sie das gemacht? Weil sie Beutekonkurrenten sind!
Und warum wehren sich die Jäger mit aller Macht und allen Tricks gegen
die Wiederansiedelung der großen Beutegreifer in Österreich? Weil sie
Beutekonkurrenten sind!
Weiters schreiben Sie:
„Darum brauchen wir eine ökologisch orientierte Jagd:
Sie begrenzt die Bestände,
Sie sorgt für gesunden Altersaufbau,
Sie hilft Schäden in Wald und Flur zu vermeiden
Sie sichert und pflegt naturbelassene Lebensräume für
einen artenreichen Wildstand.“
Alles falsch. Ganz im Gegenteil:
* Die Jagd begrenzt die Bestände auf viel zu hohem Niveau, weil die Bestände
durch unnatürliche Winterfütterung nicht mehr an die natürlichen
Randbedingungen angepasst sind und damit Schäden an unseren Wäldern
verursachen.
* Sie sorgt für ungesunden Altersaufbau, weil durch die Winterfütterung
die natürliche Auslese ausgeschalten wird, kranke und schwache Tiere
dadurch überleben und am liebsten die gesunden und starken Tiere mit großen
Trophäen erlegt werden.
* Sie verursacht Schäden in Wald und Flur, weil die Rotwildbestände
künstlich auf viel zu hohem Niveau gezüchtet und durch den Jagddruck sie
aus ihren natürlichen Äsungsbereichen der Waldränder in den Wald hinein
gedrückt werden, wodurch der erhöhte Schaden entsteht.
* Sie behindert naturbelassene Lebensräume aufzubauen und
artenreichen Wildstand, weil jährlich mehrere hundert Tonnen hochgiftigen
Blei in unsere Natur geschossen, weitere Wildtiere wie Bär, Wolf, Luchs
u.v.a.m. nicht zugelassen und jagdbare Arten bevorzugt werden.
Übrigens sagte Konrad Lorenz zur Jagd: „Kein Mensch würde auch nur auf
die Hasenjagd gehen, müsste er das Wild mit Zähnen und Fingernägeln
töten!“
Glauben Sie ernsthaft er wäre f ü r die Jagd gewesen?
Mit jagdabschaffenden Grüßen
Dr. Christian Nittmann
Initiative zur Abschaffung der Jagd
Top |