... mit der jagd verbundene Tätigkeiten!
Sehr geehrter Herr Dr. Christian Nittmann,
Ich möchte nur kurz einmal die Jagd, oder eine mit der Jagd verbundene
Tätigkeit, aus meiner Perspektive darstellen. Wenn man ausgehend von der
derzeitigen Situation mit einem getätigten Abschuss im Jahr 2011 von rd.
360.000 Stück Schalenwild einen Anteil von rd. 70.000 Stück Fallwild
hat. Kann man davon ausgehen dass rd. 50% des Fallwildes auf den
Straßenverkehr zuzurechnen sind. Das sind im Jahr rd. 35.000 Stück
Schalenwild welche zum Großteil von Hobbyjägern nachzusuchen und
anschließend zu ver-/entsorgen sind. Ausgehend wiederum von einer
durchschnittlichen Nachsuche auf KFZ-Wild, wie es in meinem Fall ist,
von rd. 2,5 Stunden (diese 2,5 Stunden beinhalten sämtliche Tätigkeiten
zur Vorbereitung der Nachsuche inkl. Anfahrtszeit bis hin zur Reinigung
der verwendeten Werkzeuge nach der Nachsuche, bei jeder Tages und
Nachtzeit), so kommt man auf einen österreichweiten Zeitaufwand von rd.
87.000 Stunden welche von der Hobbyjägerschaft zu leisten sind. Ich
selbst bin für 20 Straßenkilometer bei der ansässigen
Polizeidienststelle gemeldet und habe im Jahr durchschnittlich 8 solcher
Nachsuchen für die ich mich aber gerne freiwillig zu Verfügung stelle
vor allem um das Leid angefahrener Tiere welche noch nicht verendet sind
möglichst rasch zu beenden.
Was glauben Sie nun würde passieren wenn jetzt die Jagd abgeschafft
werden würde? Es ist auf jeden Fall nicht einmal annähernd genug
Raubwild, welches als Fressfeind für die oben genannten Schalenwildarten
in Frage kommen würde, vorhanden um den natürlichen Zuwachs zu
regulieren. Ein solcher Raubwildbestand wäre auch aus territorialer
Sicht der Raubwildarten in Osterreich unmöglich und somit würde es
unweigerlich zu einem Anstieg der Schalenwildarten und der damit
verbundenen negativen Auswirkungen auf Schutzwälder, Bannwälder,… und
natürlich auch auf den Straßenverkehr kommen. Was kann man dann dagegen
machen? Jede Straße beidseitig einzäunen? Wer stellt sich dann für
Nachsuchen des angefahrenen Wildes, welches sicherlich explosionsartig
ansteigen würde, zu Verfügung? Auch wenn sich irgendwann ein
Gleichgewicht einstellen würde, was ich jedoch bei unserer heutigen
Kulturlandschaft stark bezweifel, dann glaube ich kann keiner die Folgen
dieser Übergangszeit verantworten.
Die oben angeführte Problematik beinhaltet lediglich das Schalenwild in
Österreich, wie wir alle wissen gibt es auch in Österreich beträchtliche
Strecken an Niederwild, und auch dieses Niederwild kann bestimmten
Agrarbereichen bei zu hoher Wilddichte enorme Schwierigkeiten bescheren.
Ich kann einige Ihrer Aspekte recht gut verstehen, ich weiß dass es in
der heutigen Jägerschaft zu viele schwarze Schafe gibt. Aber dagegen
kommt man sicherlich nicht durch eine radikale Abschaffung an! Und seien
wir ehrlich, man kann nicht von wenigen schwarzen Schafen auf die
Allgemeinheit schließen!
Mit freundlichen Grüßen,
P. S.
Antwort
von Christian Nittmann:
Sehr geehrter Herr S.,
Ihre Argumentation beruht auf folgende Punkte:
* ohne regulierende Eingriffe in die Wildtierpopulation steigt diese
unbegrenzt (bei Fallwild im Autoverkehr sogar explosionsartig)
* da es nicht mehr (ausreichend) Beutegreifer gibt, die regulierend
eingreifen, hat der Mensch als Jäger diese Aufgabe zu erfüllen
Das sehen Wissenschaftler aber ganz anders:
"Die Raubtiere haben nie bei uns die Wildbestände nennenswert reguliert.
Es waren immer Krankheiten, Winterhärte und der
Nahrungsmangel. Und genau die letzteren schaltet der Jäger
systematisch aus. Und die Raubtiere hat er auch ausgeschaltet. Die
Winterfütterung und die Wildpflege soll ja auch bewirken, dass der
Bestand besonders hoch wird. Und das haben die Jäger ja auch erreicht.“
(Prof. Dr. Josef Reichholf,
swr.de vom 28.5.09)
"Als Fazit lässt sich also festhalten, dass Jäger mangels feiner
Wahrnehmungsorgane und ihrer eher zufälligen Anwesenheit in den
Revieren niemals ein Raubtierersatz sein könnten, selbst wenn sie
wollten."
Der Mythos vom Spitzenregulator ist daher nichts anderes als blanker
Unsinn.
(Dr. Karl-Heinz Loske, "Von der
Jagd und den Jägern", 2006, S. 92)
Schauen wir uns noch einmal Ihre Zahlen an. 2011 wurden ca. 360.000
Tiere (Schalenwild) getötet. Rund 50% waren nicht sofort tot. Es musste
nachgesucht werden, damit man ihnen den Fangschuss geben konnte oder man
hat sie geknickt. Das sind 180.000 Tiere! 180.000, die elendiglich
leiden mussten, nur weil man meint deren Bestand regulieren zu müssen.
Wissen Sie, dass es in Italien verboten ist in Naturschutzgebiete zu
jagen – und dass teilweise seit über 80 Jahren? Dort finden Sie den
Beweis dafür, dass Ihre obigen Gründe für Ihre Argumentation falsch
sind. Es gibt dort keine Überpopulation, lediglich eine harte natürliche
Auslese durch Winterhärte, Krankheiten und Nahrungsmangel. Wenn es dort
ohne Jagd funktioniert, warum dann noch Jagen?
Mit freundlichen Grüßen
Christian Nittmann
Initiative zur Abschaffung der Jagd
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