Zuschrift
aus Österreich
Werte
Damen / Herren,
Ich komme aus Österreich, bessergesagt aus Tirol. Ich weis nicht
wie die Lage in Deutschland aussieht, aber bei uns gelten auch die Jäger
als Lebensraumerhalter für Wild und Wald.
In meiner Nachtbargemeine sind letzten Winter über 20 Stück
Steinwild an Räude verendet, da der Bestand zu groß geworden war.
Veterinärmedizinisch gesehen entsteht Räude, wenn Lebensräume zu
klein sind und daher die Hygiene der Tiere darunter leidet.
Das sagt mir, dass der Lebensraum für Wildtiere, speziell bei uns
in Tirol, einfach zu klein geworden ist.
Aber nicht die Jäger sind daran schuld, sondern großteils
"Nichtjäger".
Großbauern die viel Lebensraum von Kulturflüchter
"kulivieren".
Firmen die so viel Lärm und Dreck produzieren, dass sich kein Tier
frewillig auf 5km nähert.
Almenbewirtschaftung bis auf 3000m Seehöhe.
Immer neue Siedlungen und Straßennetze. Alles Ursachen welche das
Wild aus unserem Alltag drängt.
Es ist schade, dass Menschen die Arbeit an der Natur nicht mehr
schätzen und gleich an Tiermord denken, wenn sie von Jagd hören.
Dabei sind es doch die Jäger, die das Wild vor allen Gefahren der
Zivilisation schützen. Durch unterstützung der Forschung wurde auch
viel Positives für die Tiere geleistet.
Letztes Jahr hat bei uns eine groß angelegte Tollwutimpfaktion
stattgefunden durch das Auslegen von Schluckimpfungen für Raubtiere.
Tiere werden auf eigene Kosten durch den Winter gefüttert, aber
nicht damit sie die Jäger im Sommer erlegen können, sondern
auch den schwächeren Tieren die Chance zu geben den Winter zu überleben.
Speziell die bejagung des Wildes an Straßenränder empfinde ich
als sehr wichtig. Hier werden Menschenleben geschützt!
Obwohl das Tier nichts dafür kann, dass auf einmal eine Straße
durch dessen alte Wechselrouten führt, aber Menschenleben geht vor!
Die gezielte bejagung von Wild ist kein Mord, sondern Teil von
Naturschutz. Es ist nur eine Frage, wie gejagd wird.
Fallenjagd zum Beispiel ist für mich keine Jagd sondern
Tierquälerei, desshalb wurde sie auch, zumindest hier in Tirol, verboten.
Jedes Tier hat recht auf Leben, das stimmt und durch bejagung von
kümmernden oder schwachen Wild wir dieses Leben auch geschützt.
Es kann dadurch die Verbreitung von Krankheiten eingedämmt
werden und die sperrlichen Lebensräume die das Wild noch besitzt
bestmöglich gepflegt werden.
Noch eins, wenn man Fleich isst, sollte man auf Wildfleich nicht
verzichten. Es ist das einzige Fleich, dass wirklich Artgerecht gehalten
wurde!
Liebe Grüße aus Tirol
M. F.
Antwort
von Christian Nittmann:
Sehr
geehrter Herr Mattersberger!
Weil wir international vernetzt sind hat uns Ihre Mail erreicht,
auf die ich aus Österreich aus antworten möchte.
In Ihrer Mail bestätigen Sie doch, was die Wissenschaft schon
längst sagt:
Die Wildtierbestände regulieren sich selbst, vorwiegend bedingt
durch zur Verfügung stehenden Ressourcen, aber auch durch Krankheiten und
Witterungsbedingungen.
Nachdem die natürliche Auslese durch Räude aktiv wurde und die
gegen die Krankheit weniger widerstandsfähigen Tiere ausselektierte, ist
für die überlebenden Tiere wieder ausreichend Lebensraum
vorhanden. Dabei wird wunderbar bewiesen, dass dies ohne Jagd und
Jäger funktioniert, und die Argumente der Jägerschaft klar Lügen
sträft.
Ich möchte Sie auf einen der klassischen Widersprüche der
Jägerschaft bzw. Jägerlügen hinweisen, die sie offensichtlich selber
glauben.
Hier schreiben Sie:
„Tiere werden auf eigene Kosten durch den Winter gefüttert, aber
nicht damit sie die Jäger im Sommer erlegen können, sondern
auch den
schwächeren Tieren die Chance zu geben den Winter zu überleben.“
Drei Absätze weiter argumentieren Sie komplett konträr:
„Jedes Tier hat recht auf Leben, das stimmt und durch bejagung
von kümmernden oder schwachen Wild wir dieses Leben auch
geschützt.“
Ja, was gilt denn nun?? Schwachen Tieren helfen und durchfüttern
oder die Schwachen bejagen????
Sehen Sie, und das fällt nun der Bevölkerung auch schon auf, dass
hier was nicht stimmen kann.
Weiters schreiben Sie:
„Die gezielte bejagung von Wild ist kein Mord, sondern Teil von
Naturschutz.“
Was sagt denn ein Jagdkumpane von Ihnen und Wissenschaftler der
Psychologie, Paul Parin, Ehrendoktor der Universität
Klagenfurt dazu?
"Jagd eröffnet einen Freiraum für Verbrechen bis zum Mord
und für sexuelle Lust, wann und wo immer gejagt wird. [...]".
Die Natur braucht keine Jäger! Sie reguliert sich seit
Jahrtausenden selber - auch in unserer heutigen Kulturlandschaft.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Christian Nittmann
Initiative zur Abschaffung der Jagd Österreich
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